Winter semester 2012/13 & summer semester 2013: Lehrauftrag “Zur Analyse medialer Artefakte”, Lehrstuhl für Medientheorie
Hauptseminar für Studierende der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation, der Visuellen Kommunikation und des Studiengangs Kunst und Medien, UdK (vier Seminargruppen)
“Man darf nicht vergessen, daß das Objekt der beste Bote der Übernatur ist: es gibt im Objekt zugleich eine Vollkommenheit und ein Fehlen des Ursprungs, etwas Abgeschlossenes und etwas Glänzendes, eine Umwandlung des Lebens in Materie (die Materie ist magischer als das Leben) und letztlich: ein Schweigen, das der Ordnung des Wunderbaren angehört.” (Roland Barthes)
Technische und mediale Artefakte können dem Menschen helfen, seine Lebenswelt zu meistern und zu formen. Aber ebenso formen sie den Mensch und dessen Lebenswelt. Ausgehend von dieser Hypothese werden wir experimentell eine Hermeneutik der Artefakte entwickeln: Neben der genauen Analyse von Funktionsweise und Konstruktion konkreter Artefakte fragen wir vor allem auch nach den soziotechnischen Konstrukten, welche durch die Interaktionen zwischen Benutzer und Artefakt (Kulturtechniken) gebildet werden.
Wir beginnen mit theoretischen Positionen, die Artefakte nicht als zweckdienliche Objekte abtun, sondern deren soziokulturelle und psychische Auswirkungen betonen: Starten werden wir in den 50er und 60er Jahren mit Positionen aus Semiotik (Roland Barthes), Technikphilosophie (Gilbert Simondon) und Medientheorie (Marshall McLuhan). Nach einem kleinen Umweg über postmoderne Immaterialitäten (Jean-François Lyotard) wenden wir uns gegenwärtigen Positionen zu (Bruno Latour, Eric Kluitenberg). Michel Foucault wird uns auf dem Weg begleiten.
Die Analyse konkreter Artefakte wird uns schließlich ein Experimentieren abfordern: Da es hier bislang an passenden Methoden fehlt, werden wir gemeinsam versuchen, Methoden aus Hermeneutik, Semiotik oder ikonologie fruchtbar zu machen. Damit ausgerüstet sollen die Seminarteilnehmer eigene Artefaktanalysen versuchen. Artefakte könnten bspw. sein: Abacus, Astrolabium, Baumdiagramme (Bacon, Diderot/D’Alembert, Linné, Darwin etc.), Bewusstseinsbeeinflussungsapparat, Bio-Adapter, Camera obscura, E-Gitarre, Eidophor, Elektronenröhre, Epidiaskop/Overheadprojektor, Fernschreibmaschine, Lumière Kamera, Mikroskop, Mobiltelefon/Smartphone, Monochord, Mundaneum Oszilloskop, Papyrus, Phonoskop, Polaroid, Software (z.B. Poesiemaschine), Stereographica, Stiftwalze, Storchenschnabel, Synthesizer (Moog oder TB 303 Analog Synth & Step Sequenzer), Teleskop, Walkman, Zeitmaschine u.v.a.