Winter Semester 2017/18: Denkskizzen. Diagramm und Zeichnung als Instrumente des Nachdenkens
donnerstags, 14-täglich, 10–13 Uhr; Beginn: 26.10., Raum 115
„Ein Nervenreiz, zuerst übertragen in ein Bild! Erste Metapher. Das Bild wieder nachgeformt in einen Laut! Zweite Metapher.“ (Nietzsche)
Die Zeichnung scheint in Anbetracht ubiquitärer Computertechnologie mehr und mehr obsolet zu werden. Tatsächlich aber hat die Kulturtechnik des zeichnerischen Entwurfs mit dem Durchbruch grafischer Benutzeroberflächen als Vermittler zwischen menschlicher Geste und algorithmischer Abstraktion feierlichen Einzug in jene Gemeinschaften gehalten, die sich allgemein als Informationsgesellschaft bezeichnen: Von der zweidimensionalen Organisation der Oberflächen über Point-and-Click-Interaktionen bis zum Touchpen – überall finden Gesten Anwendung, die der zeichnerischen Entwurfshandlung entlehnt sind. Das Seminar wird die Kulturtechnik der Entwurfszeichnung als „visuelle Maschine, die Sprache erzeugt“ (W. J. T. Mitchell) beleuchten. Neben den Entwurfsprozessen materieller Artefakte soll insbesondere der zeichnerische Entwurf intelligibler Gegenstände durch Diagramme, grafische Notationen etc. untersucht werden. Das Seminar bewegt sich damit nicht nur in der Kunst- resp. Bildwissenschaft, sondern ruft medientheoretische, semiotische und philosophische Fragestellungen genauso auf wie aktuelle Probleme der Kognitionswissenschaft (Extended/Embodied Mind, Cognitive Semantics).
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind dazu eingeladen, Beispiele, auch aus der eigenen Entwurfsarbeit, als Forschungsobjekte in das Seminar einzubringen.